Thursday, November 13, 2008

Unsere ersten Erfahrungen mit dem Kindergarten

Das muss ich einfach fuer die Nachwelt und fuer unser Archiv hier festhalten. Haette ja auch ein wichtiger neuer Lebensabschnitt fuer Mini-Mi werden koennen. Ja, haette ...

Vor einem Monat war ich in dem Kindergarten, der quasi direkt gegenueber bei uns ist. Hab mich dort mit der Leiterin unterhalten und ihr meinen Plan mitgeteilt, dass Mini-Mi so mit 2 Jahren vielleicht mal ein bisschen mehr Abwechslung als die taegliche Mama-Bespassung braucht und deshalb vormittags fuer ein paar Stunden in eine Playgroup gehen koennte.
Sowas ist bei denen im Angebot, zur Zeit sind in der Playgroup 14 Kinder zwischen 18 und 30 Monaten. Auf 4 Betreuerinnen - also gar nicht mal so uebel.
Weiterer positiver Aspekt war die Eingewoehung, ich wuerde naemlich die ersten Tage dabei bleiben koennen und mich dann langsam fuer eine gewisse Zeit entfernen. Ist nicht in allen Kindergaerten hier der Fall.
Manche sind der Meinung, die Anwesenheit der Mutter macht den Integrationsprozess nur unnoetig langsam und schwierig. Da heisst es dann: Kind anmelden, Kind abgeben, und tschuess ...

Nun gut, auf jeden Fall hatten wir den 10. November als Start festgelegt. Am 8.11. sollte irgendeine Auffuehrung sein, viel Trubel und Chaos, deshalb sollten wir "so spaet" erst kommen.
Am 10. stellte sich jedoch heraus, dass an diesem Tag dort "Spring Cleaning" angesagt war ... OK, also fangen wir am 11.11. an, kann ja nur lustig werden.

So gegen 9 Uhr sind wir dann am Dienstag rueber.
Dass wir kommen, war dann erstmal nicht so bekannt, aber egal, wir durften bleiben und nach anfaenglichem Zoegern haben Mini-Mi und ich uns alleine in die Sandkiste verzogen.
So gegen 9.15 mussten dann alle Kinder rein, Haende waschen, sich an den Tisch setzen und es gab ein Stueckchen Erdbeere und ein bisschen Cornflakes mit Milch.
Mini-Mi hat es kurz probiert und wollte dann schnellstmoeglich wieder raus in die Sandkiste Cool
Aber nach dem Essen sollten die Kinder kurz mit Steckspielzeug spielen, kaum dass alle mitmachten, wurde es auch schon wiedzusammengepackt, weil gesungen werden sollte.
Eine Erzieherin ging ans Piano und spielte einige Lieder, groesstenteils was chinesisches, und das, was englisch war ... da konnten die Erzieherinnen den Text kaum. Die Kinder sollten erst sitzen, dann durften sie sich "frei zur Musik bewegen"... Mini-Mi hat sich die ganze Zeit nur an mich geklammert ... Rolling Eyes (und ich mich an ihn, das war echt so schlecht, was die da gesungen haben).

Nach 6 Liedern oder so war wieder Indoor-spielen und Wassertrinken fuer alle angesagt, aber Mini-Mi ist nach draussen gerannt und wir haben da bestimmt ne halbe Stunde zusammen mit noch einem Neuling und seiner Nanny gebuddelt und Sandburgen gebaut.
Die anderen Kinder waren drinnen und haben - glaub ich - Papierflugzeuge gebastelt.
Dann durften sie auch fuer 5 Minuten nach draussen, kurzfristig wurden Malstifte rausgeholt und gerade, als es anfing Spass zu machen, mussten wieder alle (unter Gebruell) nach drinnen - Haende waschen und ne Runde Wasser trinken.
Danach wurde bei allen Fieber gemessen, nochmal eine Singrunde mit Schlaflieder eingelegt und die Zeit totgeschlagen bis es endlich um 11.30 Mittagessen gab. Das haben wir dann noch mitgemacht und sind dann aber nach Hause "gefluechtet".
Puh, ich hab mich da sowas von unwohl und auf der Flucht gefuehlt ...

Nichts desto trotz sind wir am Mittwoch wieder um 9 Uhr dahin. Jeder verdient ja eine zweite Chance, oder?!

ABER - n
ach 20 Minuten stand meine Entscheidung.
Es gab wieder Fruehstueck, fuer jedes Kind erstmal ein Stueckchen Apfel.
Manche Kinder hatten das schnell weggegessen, andere ruehrten es nicht an (Mini-Mi z.B.). Ok, nach einiger Zeit gab es fuer die, die ihr Apfelstueck aufgegessen hatten, zwei Kekse. UND NUR FUER DIE!!!
Wer das Apfelstueck noch auf dem Teller hatte, bekam keinen Keks!!!
Naja, wer unseren Zwerg kennt, der weiss, dass natuerlich gleich das Geschrei nach Keksen losging. Und eine englische Erklaerung "First you eat the apple, than you get some biscuits" half da nicht wirklich weiter (meine Uebersetzung auch nicht ...).
Ich hab dann mal vorsichtig nachgefragt, ob er nicht vielleicht doch auch Kekse bekommen koennte, er wuerde Apfel nicht so gerne essen.

Nee, also soviel Drill fuer 2jaehrige ... sorry, aber das mach ich nicht mit. Das ist mir dann doch ne Spur zu heftig.

2. No-Go-Aktion war dann, als es kurzfristig raus ging. Die Kinder wurden auf so eine Plastikraupe gesetzt - Fertig. Da standen wir nun alle, bzw. die Kids sassen. Nichts passierte.
Ich hab dann mal dreisterweise einen Ball aus einem Korb genommen und es kamen auch gleich mehrere Kinder an - mit denen hab ICH dann gespielt. Die Erzieherinnen guckten mich an ... Ich sag Euch, wenn Blicke toeten koennten.
Aber das war mir in dem Moment echt ziemlich egal, ich hab mit den Kids Ball gespielt und ich glaub, die hatten da zum ersten Mal richtig Spass ... TRAURIG.


Und weil aller (das guten lass ich jetzt mal weg) Dinge ja 3 sind, hier die Abschlussstory:
Die Kinder sollten eine Geschichte vorgelesen bekommen. Eine Erzieherin setzte sich mit einem grossen Buch vorne hin, die Kinder sollten sich alle auf eine Matte setzen. Zwei andere Erzieherinnen sassen schon da. Es wurde nur gelesen, wenn alle Kinder still waren und sassen!!
Die zwei Erzieherinnen haben sich die ganze Zeit unterhalten. Das Vorlesen fand ich fuer die Altersgruppe ganz schoen anstrengend "Seht mal, das Kind hier im Buch ist ein Junge. Wer von Euch ist ein Junge??" " Seht mal, hier sind die Augen vom Kind. Das Kind hat blaue Augen, wer von Euch hat blaue Augen?" und dann auch total langatmig, weil erst weitergemacht wurde, wenn alle die Fragen beantwortet hatten und wieder brav auf ihren Plaetzen sassen.

Ich bin dann mal rasch zur Leiterin gegangen und hab ihr mitgeteilt, dass ich Mini-Mi nicht dort alleine lassen werde. Sie fing natuerlich gleich an, ich haette ihnen ja keine Chance gelassen, ihn in die Gruppe zu integrieren - aber ganz ehrlich, in der Gruppe will ich ihn auch gar nicht wissen. War mir aber zu bloed, ihr das jetzt lang und breit darzulegen.
Im Nachhinein hab ich von einer Bekannten hier erfahren, dass die Zustaende da schon immer so schlimm waren. Ihre Tochter ist mittlerweile in einem Alter wo sie sagt, dass sie dort nie wieder hinwill ...

6 comments:

M.P. said...

mir ist´s ganz schwindelig vom lesen und deine entscheidung finde ich voll verständlich. nein, man muss den menschen schon vertrauen, wenn man seinen zwerg dortlässt. außerdem wird das leben später noch stressig genug, da müssen die kleinen im zarten alter von zwei noch nicht erkennen, was sie später mal erwartet. ;o)
ich erkläre mich einverstanden und schüttele wild mit dem kopf über soviel kindliches unverständnis in einem kindergarten. tzzzzz.
lg für euch
mareile

Anonymous said...

Hallo Ihr 2,
mensch das tut mir echt Leid, dass Eure ersten Erfahrungen gleich so schlecht verlaufen sind und ich hoffe, dass ihr fuer euch einen passenden Kiga findet. Wir haben seit Oktober begonnen und ich muss sagen, es ist eine sehr anstrengende und neue Erfahrung - nicht nur fuer J. sondern auch fuer mich als Mama.

Jedenfalls ist deine Entscheidung die einzig richtige!!

Liebe Gruesse aus Laufenburg
M+J+J

Anonymous said...

Andere Laender, andere Sitten, oder bin ich da zu vorurteilsbeladen? Ich haette mir einen Kindergarten in Singapur ehrlich gesagt nicht viel anders vorgestellt, als du das beschreibst. Ich glaube, deutsche/europaeische Verhaeltnisse mit viel Toben, freiem Spiel, Kinder gewaehren lassen kann man da kaum erwarten. Aber wie gesagt, kann auch mein falsches Bild sein... Jedenfalls hast du auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen, ihn da nicht hinzuschicken, da du es ja nicht unbedingt noetig hast und es eine Bereicherung fuer ihn sein sollte. Wenn es das nicht ist - schnell weg!

LG, Gesine

Mel said...

Tja, leider ist das richtige Verhältnis zwischen angemessener Betreuung, Erziehung und Bildung nicht wirklich einfach. Mal führt es zu zuviel "Selbständigkeitserziehung" (grenzt dann an Verwahrlosung), mal wird der pflegerisch-betreuende Aspekt überbetont (hab ich live in ner Jenaer-Einrichtung erlebt, alle halbe Stunde stand "Wickeln, Topf, Toilette" auf dem Tagesplan...), mal ist es überdidaktisiert, man zieht das Programm durch bis zum geht nicht mehr...
Drück Euch die Daumen, dass Ihr doch noch ne halbwegs erträgliche Einrichtung oder Gruppe findet, bei der Mini-Mi "Peer-Kontakte" (also Spiel und Spass mit Gleichaltrigen) geniessen kann, gut betreut, erzogen und auch gebildet wird :-D ToiToiToi!

Anonymous said...

So, das war dann ein Schuß in den Ofen! Aber was Apfel essen angeht, kann ich (Opa W.) mich erinnern, dass er in der Gruga ganz gut "zugeschlagen" hat. Kommt vielleicht auch auf die (leckere) Sorte an...
Ansonsten kannst ja mit ihm in eine sportverein (gibt es sowas in Singapur?) gehen, z.B. für Taekwondo, kung-fu oder sowas ähnliches. Die sollen übrigens auch wissen, wie TT geht, wenn icxh recht erinnere, hat die Deutsche Nationalmannschaft in Peking gegen Singapur das erste Spiel gemacht. Also Möglichkeiten gibt es genug, immer mal wieder ausprobieren!

Anonymous said...

Ohoh, aber wie schon gesagt wurde: war zu erwarten. Aber so gruselig hätte ich´s mir auch nicht vorgestellt. Lass dir blos deinen süßen Goldschopf nicht versauen. Aber Taekwondo find ich allerdings für einen 2jährigen vielleicht auch nicht die richtige Freizeitbeschäftigung. Richtig wichtig wird das mit den Gleichaltrigen dann im nächsten Jahr, wenn Mini-Mi 3 ist. Bis dahin kannst du bestimmt noch ein paar andere Sachen ausfindig machen.
Viele Liebe Grüße aus Dresden.